musik

Tool - Lateralus

Auch am Samstag erhalten...



Aus Wikipedia:

Lateralus ist ein Album der Band Tool, das am 15. Mai 2001 veröffentlicht wurde.

Das Album wurde in den „Cello Studios“ in Hollywood, sowie in den Studios „The Hook“, „Big Empty Space“ und „The Lodge“ in North Hollywood aufgenommen. Gemixt wurde in den „Larrabee Sound North Studios“ in North Hollywood und gemastert in den „Gateway Mastering Studios“, Portland. Das Artwork - bestehend aus einer halbtransparenten Plastikhülle und einem sechsseitigen Booklet - stammt von dem Künstler Alex Grey und zeigt das Menscheninnere in verschiedenen Ebenen.

Die Herkunft des Titels ist, wie bei Tool üblich, nicht genau bekannt. Es existiert jedoch ein Muskel im menschlichen Auge, der Musculus rectus lateralis. Eine Anspielung auf diesen Muskel lässt sich auch am Artwork der CD erkennen, die von Augen umringt ist (ein Motiv, das sich schon auf der Debut-EP Opiate finden ließ). Eine weitere mögliche Deutung erklärt sich über die Übersetzung des lateinischen Worts lateral (von der Mitte weg, seitlich) als Metapher für die Band selbst, die sich seit ihrer Gründung vom Mainstream distanziert.

Marillion - Afraid Of Sunlight (24-bit digital remaster)

Heute per Post erhalten:



die platte nach "brave" wurde natürlich mit größtem argwohn und höchsten erwartungen im fanlager erwartet. nach der künstlerisch richtungsweisenden, aber finaziellen desaströsen konzept-platte sollte AoS sowohl geld einspielen als auch von den fans geliebt werden: gefährliche gratwanderung für jede band, eigentlich fast unmöglich in den 90er jahren im prog.

AoS war nicht der kommerzschocker, den man sich vorgenommen hatte, aber wenn es auch musikalisch nicht ein solcher marillion-meilenstein wie "brave" ist, ist es doch eine atmosphärisch dichte und stilistisch ambitionierte cd.

"gazpacho" eröffnet mit ungewohntem uptempo-beat. interessant und für 90er-jahre-marillion ungewöhnlich, wie hier in - zugegeben rudimentärer - polyrhythmik 4/4 (dr) und 6/4 (rest) ineinander zu einem richtigen mithüpfstück verwurschtelt werden. zumindest am anfang, denn nach einem poppigen loshüpfsong stoppt man den fluß und knüpft ein anderes riff in anderer stimmung (böse, böse, zeigefinger!) und leicht anderem tempo dran. an sich ist das schon sehr unelegant, aber wenn dann dasselbe NOCHMAL passiert, wird es kompositorischer unsinn. schade für das stück. NB: marillion haben bei nachfolgenden touren ein einsehen gehabt, und den letzten teil einfach weggelassen...

"cannibal surf babe" ist einfach cool, beach boys, sommer und zynismus. einer der besten texte von h überhaupt gepaart mit für marillion höchst unkonventioneller musik. ein renner für mich, müll für viele andere fans.

"beautiful" ist die single. netter popsong, schöne melodie, einfach naiver text mit ein paar äußert gebrochenen behandlungen des gewählten metrums. hätte auch gut auf "holidays in eden" gepaßt."afraid of sunrise" ist ein ganz auf atmosphäre ausgerichteter song, der vor allem durch den belebten baß von trewavas und das besen-schlagzeug von mosley auffällt. ein paar schöne steigerungen geben ihm genügend abwechslung mit, ohne den flow zu zerreissen."out of this world" ist nun ein riesenhighlight. die lyrics werden richtig persönlich und entfernen sich weit von den schwülstigen, klischee-verseuchten tiraden, die h sonst manchmal verbricht, und inmitten dieser ruhigen, ganz von soundkaskaden bestimmten songscape versteckt sich eines der schönsten gitarrensoli, die mr rothery je gespielt hat. gänsehaut kommt spätestens auf, wenn h danach seine vocals halb haucht, halb stirbt. der schluß besteht aus einem keyboardklangteppich mit allerlei samples und drumrum - nichts für ungeduldige, aber für die intensität der stimmung absolut toll."afraid of sunlight" ist als titelsong natürlich DER hit der cd. getragen von wunderschönen melodien entfaltet sich der refrain in beste h-vocals mit seinem unglaublichen technischen können und genügend emotionalität, um fish endgültig vergessen zu machen. hier zeigen marillion einmal mehr, zu welch fettem, aber trotzdem transparenten sound sie fähig sind. wunderschön."beyond you" ist hs persönlichstes stück - lange zeit (bis zur letzten tour) konnte er es nach eigenen angaben einfach live nicht singen... leider und völlig überflüssigerweise in mono aufgenommen, kommt trotzdem genau dieses feeling durch. man kann sich nur schwer dem verzweifelten schluchzen entziehen. noch ein schauerüberdenrücken-song.

"king" bildet den wuchtigen abschluß. die gefahren des ruhms, kurt cobain und elvis bilden hier das themengerüst, an denen entlang sich eine klaustrophobie und schließlich auch ein lärm aufbaut, den man bis in den kleinen zeh spüren kann. wieder mal ist vor allem mosley in hochform, und auch h wandert mit seiner stimme in gefilde, die anderre nicht mal denken können...

fazit: AoS ist eines der besten marillion-alben. dicht, dicht, dicht und (für normalsterbliche nicht-proggies) schwer zugänglich, aber lohnenswert

Rezension: Thomas Thielen


Marillion - Anoraknophobia

Selten wurde ein Album vor seinem Erscheinen so kontrovers diskutiert wie das neue Marillion-Werk. Nun, das liegt zum einen an der Liebe vieler Prog-Fans zu diesem Szene-Urgestein und zum andern an der Geschäftspolitik, sich das Album von seinen Fans vorfinanzieren zu lassen (da habe ich aufgrund der zwei Vorgängeralben allerdings nicht mitgemacht!).

Auffällig ist das betont modern gestaltete Booklet im South Park-Stil (soll damit eine neue Käuferschicht angesprochen werden?). Im Innenteil erfährt der aufmerksame Leser, dass Marillion nicht mehr auf Neo-Prog stehen und somit ihren erneuten Ausflug in neue Soundlandschaften rechtfertigen. Dies kann meiner Meinung nach aber nicht für Basser Trewavas gelten, der mit Transatlantic ziemlich heftig dem Prog a la Yes und Genesis frönt und dadurch ziemlich "Neo" ist.



Freunden wir uns also damit an, dass Marillion mit ihrer eigenen Vergangenheit bzw. Historie nur noch den Namenszug gemeinsam haben und konsequent den auf Radiation eingeschlagenen Weg beibehalten bzw. weiterentwickeln.

Die Musik klingt modern, knackig und teilweise sehr rockig und wird mit allerhand Soundeffekten hier und da aufgepeppt. Los geht es mit dem von Rausch-Schrammelgitarren unterlegten 'Between You And Me' (eine recht gelungene Einstiegsnummer). Sofort fällt wieder die Hogarth'sche Gesangsstimme auf. Er ist und bleibt einer der ganz großen Sänger im Prog-Rock-Pop-Zirkus!

Das folgende 'Quartz' ist der erste Höhepunkt des Albums. Ein ultracool relaxt groovender Song mit feiner Bassarbeit und untypischen Rothery-Gitarren. Mit 'Map Of The World' befindet sich ein radiotauglicher einfach gestrickter Pop-Song auf anoraknophobia. Das geniale Gitarrensolo und die göttliche Gesangsleistung heben diesen Song jedoch über übliches Radioniveau.

'When I Meet God' beginnt mit einschmeichelnden Keys und entfaltet sich über neun Minuten zu einer berauschenden Klangreise. Klasse! Diese Band ist jetzt fast 20 Jahre im Geschäft, definiert sich immer wieder neu und bringt solche Übersongs hervor. Zur Auflockerung gibt es mit 'The Fruit Of The Wild Rose' einen Track mit an die 70er Jahre erinnernden Orgeleffekten. Auch dieser Song steigert sich im Laufe der Zeit zu absoluter Klangfülle (unbedingt über Kopfhörer geniessen). Gegen Ende gibt es noch Country-Gitarre, groovenden Rhythmus und wieder diese 70er Keys. Das verstehe ich unter easy listening!

Nach dem rockigen Powersong 'Separated Out' gibt es mit dem Longtrack 'This Is The 21st Century' meinen absoluten Lieblingssong von anoraknophobia. Auf einem dezenten house-like Hintergrundrhythmus entfaltet sich der erneut göttliche Gesang zu voller Blüte. Mit solchen Songs machen sich die "neuen" Marillion unsterblich.


Akzeptieren wir das Album als das was es ist: ein großartiges Klangerlebnis für das dritte Jahrtausend ohne auf endlos gehörten typischen Prog-Wegen zu wandeln. Mittlerweile sehe ich Radiation und marillion.com auch in einem ganz anderen Licht. Marillion machen halt genau das was sie machen wollen. Für alle die damit nicht zurecht kommen gibt es ja genug Ausweichmöglichkeiten (Arena, Pendragon, etc.)

Leider kann das abschließende 'If My Heart Were A Ball...' das hohe Niveau des Albums nicht ganz halten und nervt bisweilen ein wenig (insbesondere wenn sich Hogarth in Schreiorgien verstrickt).

anoraknophobia ist ein ausgereiftes und mutiges Werk. Willkommen in der Zukunft anspruchsvoller Rockmusik!

Rezension: Oliver Mensing

Audioslave - Revelations

Das erste Audioslave-Album aus dem Jahr 2002 löste schon im Vorfeld der Veröffentlichung ein mittleres Erdbeben in der Journaille und in Fankreisen aus, da einige Songs lange vorher in Demoversionen im Internet kursierten. Das Schöne daran: Die Vorfreude konnte mit dem fertigen Resultat voll bestätigt werden. Der Nachfolger „Out Of Exile“ (05/2005) war dann leider eine leichte Enttäuschung und die DVD „Live In Cuba“ (11/2005) im Prinzip ziemlich überflüssig.

Zeit also, mit „Revelations“ in die nächste Runde zu gehen. Und zwar ohne Produzent Rick Rubin, der von Brendan O’Brien ersetzt wird, der schon das letzte Werk abmischen durfte. O’Brien kennt die Musiker von Audioslave noch aus ihrer Zeit bei Rage Against The Machine (Tom Morello, Tim Commerford, Brad Wilk) bzw. Soundgarden (Chris Cornell). Damit war es ein Leichtes für den begehrten Produzenten und Toningenieur (Train, Ben Folds Five, Incubus, Stone Temple Pilots, Bruce Springsteen, Pearl Jam), sich auf das Songmaterial einzustellen, das nicht, wie man vielleicht glauben könnte, auf der letzten Tour entstand, sondern ganz normal im Proberaum. Dabei entstanden 20 Songs, von denen 12 auf dem Album gelandet sind und drei für Single-B-Seiten bereitgehalten werden.




Gitarrist Tom Morello beschreibt das Endergebnis als „Led Zeppelin meets Earth, Wind & Fire“ bzw. als „eine großartige Hardrock-Scheibe mit einem funky Unterton“. Hört man nur den unverschämt groovigen Opener und Titeltrack, möchte man Herrn Morello durchaus Recht geben, wobei seine Gitarre auch schon mal deutlich schärfer klang. Dieser Eindruck zieht sich dann auch durch das gesamte Album, das tatsächlich funkiger, man möchte fast sagen poppiger, ausgefallen ist als das großartige Debüt. Spätestens jetzt heißt es also, sich von dem Eindruck zu verabschieden, dass Rage Against The Machine nie gestorben sind, sondern einfach mit einem anderen Sänger weitergemacht haben.

Im fünften Jahr ihres Bestehens entwickelt sich langsam eine eigene musikalische Identität bei Audioslave heraus. Dabei lösen Rhythmus, Groove und der Mut zum Experiment die feurigen Songstrukturen und Tom Morellos verrückte Saitenhexereien ab. Dennoch kann man sich gut vorstellen, wie z.B. ein funky pumpender Song wie „Original fire“ klingen würde, hätte man Herrn Morello und seine aberwitzigen Effekte von der Leine gelassen. So bekommt der Gute „nur“ ein kleines Quietscheentchen-Solo eingeräumt und dann muss es aber auch gut sein. So bummeln die Jungs mal ziemlich relaxt durch einen Blues-Funk („Broken city“) oder erinnern in „Somedays“ ein kleinwenig an die Spin Doctors, die vor einem Jahr mit einem an Spielfreude kaum zu überbietenden Album („Nice Talking To Me“) zurückgekehrt sind. Und so entspannt wie in dem halbakustisch schunkelnden „Until we fall“ hat man die vier Herren jedenfalls noch nie gehört.

Das mag alles ziemlich neu sein und wird wohl auch nicht jedem zu 100% zusagen, aber besser, weil gewagter, als der berechnend und kühl wirkende Vorgänger, ist das allemal – ein paar schwächere Songs wohlwissend einkalkuliert.

Out of this world

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Änglagård - Epilog

Am Freitag erhalten, dieses Album ist nur SEHR schwer erhätlich (Direktimport aus Schweden).

Die vielleicht beste neue Prog-Band der Neunziger Jahre: hochkomplexe Kompositionen im authentischen Retro-Gewand, die sich ihre Inspiration nicht nur bei einer Band holen, sondern bei einer Epoche. Leider sind die beiden Studio-Alben chronisch schwer zu finden.



Der Nachfolger von "Hybris", und ich weiß wirklich nicht, welche von beiden die bessere Platte ist. "Epilog" hat einen ähnlichen Grundsound, ist aber diesmal ganz instrumental, etwas ruhiger und noch ein gutes Stück melancholischer, düsterer als "Hybris". Eine unglaublich dichte Stimmung wird aufgebaut, die die ganze Platte anhält. Außerdem gibt es nur wenige echte Melodien; hauptsächlich suhlt sich die Band in moll-melancholischen Riffs und dichten Arrangements mit vielen ruhigen Stellen, aus denen immer wieder eruptiv scharrender Baß und jaulende Gitarren herausbrechen.

Die Instrumentierung ist im wesentlichen wie beim Vorgänger, wobei vielleicht hier Thomas Johnsons Keyboards etwas mehr im Vordergrund stehen.

"Epilog" klingt von der Produktion her edler und erwachsener, Schlagzeuger Mattias Olsson spielt immer noch atemberaubend präzise, aber nicht mehr ganz so hervorstechend wie auf "Hybris", dafür gibt es einige erstklassige, zwar nicht übermäßig auffällige, aber instrumental hervorragende und kompositorisch passende Baß-Arbeit von Johan Högberg.

Alles in allem eine herausragende symphonische Prog-Platte, die an düsteren Herbstabenden besonders gut wirkt, aber auch sonst immer eine gute Figur macht.

porcupine tree - signify (doppel album)

Auch gestern erhalten...



"Signify" zeigt nach den ausladenden Psychedelic-Orgien des Vorgängers "The Sky Moves Sideways" eine teilweise Hinwendung zu einem stärker songorientierten Stil. Nach der Klangcollage "Bornlivedie" setzt das instrumentale Titelstück gleich ungewohnt rockige Akzente mit (relativ) harten Gitarren und treibendem Rhythmus. "Sleep of No Dreaming" ist schon eher ein typischer Porcupine Tree Song, aber deutlich kompakter als ihre früheren Werke.

Ein Song wie "Waiting Phase One" zeigt bereits den Stil, der spätere Porcupine Tree Scheiben wie "Lightbulb Sun" prägt: eine eingängige Melodie mit effektvollem Gitarrenspiel kombiniert. "Waiting Phase Two" beginnt zunächst mit Ambient-ähnlichen elektronischen Klängen, entwickelt sich dann aber zu einem sehr dynamischen Stück, wieder mit schönen Gitarreneffekten.

Nach dem rockigen "Sever" folgt mit "Idiot Prayer" ein Instrumentalstück, das ähnlich wie "Waiting Phase Two" zunächst mit sanften elektronischen Klängen beginnt, um dann in einen treibenden Rhythmus zu wechseln. "Every Home is Wired" zeigt dann wieder die songorientierte, ruhige Seite von Porcupine Tree. Es folgen zwei Instrumentaltitel, "Intermediate Jesus" mit sehr schöner psychedelischer Gitarre, und "Light Mass Prayers", ein von Schlagzeuger Chris Maitland (hier mal an den Keyboards) komponiertes Ambient Stück.

Mit "Dark Matter" klingt das Album dann ruhig und getragen aus. Sehr zu empfehlen!

Porcupine Tree - In Absentia

Heute in der Post...



Vor nunmehr knapp 2 Jahren wurde mit „In Absentia“ ein Meilenstein moderner Prog-Musik geschaffen, an dem Roger Waters seine helle Freude gehabt hätte. Wäre es von Pink Floyd gekommen, würde man den Namen dieser Band heute vor allem mit diesem Album in Verbindung bringen. Eine hohe Chartplatzierung wäre zur damaligen Zeit genauso sicher gewesen wie mehrfache Auszeichnungen. Aber die Musiklandschaft und die Hörgewohnheiten der breiten Masse haben sich deutlich gewandelt, weshalb solche Musik heutzutage bedauernswerterweise nur ein Nischendasein führt. Früher war eben doch alles besser.

Nun, Pink Floyd gibt es nicht mehr. Aber sie werden auch nicht mehr gebraucht. Porcupine Tree (klangvoller Name, die Übersetzung ist allerdings reichlich merkwürdig…) unter Leitung von Mastermind Steven Wilson (u.a. auch bekannt durch sein Engagement bei Opeth und sein neuestes Soloprojekt Blackfield) traten schon frühzeitig in deren große Fußstapfen und erweiterten sie. Wer einen hervorragenden Überblick über die psychedelischere Anfangsphase der Band möchte, sollte sich das „Best-Of“-Album „Stars Die“ (2002) zulegen. Aber auch das poporientiertere Meisterwerk „Lightbulb Sun“ (2000) gehört zumindest in jede Prog-Plattensammlung.

Der Höhepunkt in der Bandhistorie wurde jedoch erst mit „In Absentia“ erreicht. Was hier den Ohren schmeichelt ist schlicht und ergreifend Musik von einem anderen Stern, einem anderen Planeten, einer anderen Dimension. Albert Einstein hätte nach dem Genuss dieses Albums vermutlich seine Relativitätstheorie relativiert und seine berühmte Formel in E = In Absentia umgeschrieben. Pure Energie und Atmosphäre ist es nämlich, die von dieser Platte in alle Richtungen ausstrahlt und Herz und Verstand gleichermaßen beansprucht. Nicht umsonst ist „In Absentia“ eines dieser seltenen Alben, bei dem den Verfasser dieser Kritik regelmäßig die Gliedmaßen zittern. „Blackest eyes“ eröffnet den Trip. Erstaunlich metallisch klingen Porcupine Tree hier, ohne auch nur eine Sekunde nicht wie Meister ihres Fachs rüberzukommen. Und sobald die harten Gitarren etwas in den Hintergrund treten, kommen wieder diese unglaublich ergreifenden Melodien zum Vorschein. Bei den Titeln „Trains“ und „Gravity eyelids“ wähnt man sich anfangs in altvertrauten Porcupine-Tree-Gefilden bevor einem die einsetzenden Drums die Ohren schlackern lassen. Bereits hier zeigt sich, wie perfekt es die Truppe versteht, knisternde Spannung aufzubauen, die sich in gigantischen Riffgewittern und unnachahmlichen Harmonien und Refrains entlädt.

Mit „Wedding nails“, „Prodigal“ und „Strip the soul“ wurden atemberaubende Lieder geschaffen, die mit Prog-typischer Vertracktheit und Experimentierfreude aufwarten, ohne in unnötige Frickelorgien auszuarten. Auch Freunde elegisch-melancholischen Liedgutes werden auf „In Absentia“ aus vollen Händen bedient. Spätestens bei dem unglaublich intensiven „Collapse the light into earth“ wird auch der letzte Zweifler auf dem Boden Knien und zum heiligen Musikgott beten. Selbst wenn manch einer jetzt die ein oder andere Augenbraue hochziehen wird, aber meiner Meinung nach ließen Porcupine Tree mit „In Absentia“ nicht nur sämtliche Pink-Floyd-Werke hinter sich, sondern zogen auch mal eben an allen Tools und Radioheads dieser Welt vorbei. Das Highlight ist der Jahrhunderttitel „The sound of muzak“, ein Abgesang auf die ursprüngliche Bedeutung der Musik. Wenn Wilson mit seiner warmen, zerbrechlich wirkenden Stimme „The music of the future will not entertain. It’s only meant to repress and neutralise your brain“ singt und kurz darauf feststellt „One of the wonders of the world is going down“, hat der Mann einfach Recht. Das heißt, nicht ganz, schließlich gibt es da noch Bands wie Porcupine Tree.



Kritik: André Schuder

The Black Noodle Project - Play Again

Aus dem Briefkasten geholt...



Play Again ist ein würdiger Nachfolger von "And Life Goes On...". Nicht überragend, nicht überraschend, aber schöne Songs für ruhige Stunden.

Line-up:
Jérémie Grima (vocals, guitar)
Matthieu Jaubert (keyboards, vocals)
Anthony Létéve (bass)
Sébastien Bourdeix (guitar)
Franck Girault (drums)

Amélie Festa (additional vocals)
Guillaume Urvoy (saxophone)
Adrien Chevalier (violin)

Fission Trip - Volume One

Michael Clay und Ernie Myers sind die Köpfe hinter der US-Band Hands, Mel Collins und Ian Wallace fuhren in den 70ern auf dem Fripp´schen Personalkarussel von King Crimson mit. Als Gast ist Adrian Belew zu hören, über dessen Gitarrenkünste ich mich nicht noch gesondert auslassen muss. Meine Erwartungshaltung war also entsprechend hoch, als ich diese CD erstmals in den Player legte. Sie wurde mehr als erfüllt.



Hätten Robert Fripp & Co. derartige technische Möglichkeiten in ihren Anfangstagen gehabt, die frühen Werke des karmesinroten Königs hätten ähnlich geklungen wie dieses Album. Auch Bands wie Van der Graaf Generator oder ein Hauch früher Genesis sind als Einflüsse deutlich erkennbar.

Nun ist "Volume One" beileibe nicht das einhundertste Durchgeschwurbel und Verwursten der alten Proghelden. Dafür sind die Mitwirkenden selbst schon zu lang im Geschäft. Sie verleugnen jedoch in keinem der Stücke ihre musikalischen Wurzeln.



Wenn auf "Master" ein wie von Wetton persönlich gezupfter Bass zum Schlagzeug spielt und plötzlich das an ein Mellotron erinnernde Keyboard einsetzt, wartet man förmlich auf Greg Lakes Gesang. Der kommt natürlich nicht, wird aber adäquat durch die Stimmen von Ian Wallace und Ernie Myers ersetzt.

Und immer wieder setzt Mel Collins mit seinem unverkennbaren Saxofonspiel die jazzigen Tupfer, die seit "In the Wake of Poseidon" so typisch waren für die frühen King Crimson.

"Santa Maria" erinnert mit seinem Schlagzeug und den nun wirklich eindeutig Fripp´schen Gitarrenlinien an Stücke des Superalbums "Red", und "Better be right" hätte auch "I talk to the Wind Part II" heißen können, wobei das Stück noch durch Pianospiel im Stil von Tony Banks ergänzt wird und so ebenfalls wieder einen ganz eigenen Charakter erhält.

Fast schon poppig kommt "Silent Life" daher, mit Harmoniegesang und Akustikgitarre, aber auch mit Rhythmuswechseln, die Radiokompatibilität unmöglich machen.



Wie gesagt: insgesamt viel King Crimson und Verwandte, aber sehr viel moderner produziert und deutlich kompakter als die teils sehr freien musikalischen Experimente des 70er Progs. Hier sind Musiker am Werk, die niemandem mehr beweisen müssen, wie originell sie sind, denn sie sind original.

Wer die oben erwähnten Bands mag (und welcher Proggie mag nicht wenigstens eine von ihnen) wird sich über die Musik von Fission Trip freuen wie ein Kind zu Weihnachten.

Rezension: Dirk Reuter

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