Marillion - Afraid Of Sunlight (24-bit digital remaster)
Heute per Post erhalten:
die platte nach "brave" wurde natürlich mit größtem argwohn und höchsten erwartungen im fanlager erwartet. nach der künstlerisch richtungsweisenden, aber finaziellen desaströsen konzept-platte sollte AoS sowohl geld einspielen als auch von den fans geliebt werden: gefährliche gratwanderung für jede band, eigentlich fast unmöglich in den 90er jahren im prog.
AoS war nicht der kommerzschocker, den man sich vorgenommen hatte, aber wenn es auch musikalisch nicht ein solcher marillion-meilenstein wie "brave" ist, ist es doch eine atmosphärisch dichte und stilistisch ambitionierte cd.
"gazpacho" eröffnet mit ungewohntem uptempo-beat. interessant und für 90er-jahre-marillion ungewöhnlich, wie hier in - zugegeben rudimentärer - polyrhythmik 4/4 (dr) und 6/4 (rest) ineinander zu einem richtigen mithüpfstück verwurschtelt werden. zumindest am anfang, denn nach einem poppigen loshüpfsong stoppt man den fluß und knüpft ein anderes riff in anderer stimmung (böse, böse, zeigefinger!) und leicht anderem tempo dran. an sich ist das schon sehr unelegant, aber wenn dann dasselbe NOCHMAL passiert, wird es kompositorischer unsinn. schade für das stück. NB: marillion haben bei nachfolgenden touren ein einsehen gehabt, und den letzten teil einfach weggelassen...
"cannibal surf babe" ist einfach cool, beach boys, sommer und zynismus. einer der besten texte von h überhaupt gepaart mit für marillion höchst unkonventioneller musik. ein renner für mich, müll für viele andere fans.
"beautiful" ist die single. netter popsong, schöne melodie, einfach naiver text mit ein paar äußert gebrochenen behandlungen des gewählten metrums. hätte auch gut auf "holidays in eden" gepaßt."afraid of sunrise" ist ein ganz auf atmosphäre ausgerichteter song, der vor allem durch den belebten baß von trewavas und das besen-schlagzeug von mosley auffällt. ein paar schöne steigerungen geben ihm genügend abwechslung mit, ohne den flow zu zerreissen."out of this world" ist nun ein riesenhighlight. die lyrics werden richtig persönlich und entfernen sich weit von den schwülstigen, klischee-verseuchten tiraden, die h sonst manchmal verbricht, und inmitten dieser ruhigen, ganz von soundkaskaden bestimmten songscape versteckt sich eines der schönsten gitarrensoli, die mr rothery je gespielt hat. gänsehaut kommt spätestens auf, wenn h danach seine vocals halb haucht, halb stirbt. der schluß besteht aus einem keyboardklangteppich mit allerlei samples und drumrum - nichts für ungeduldige, aber für die intensität der stimmung absolut toll."afraid of sunlight" ist als titelsong natürlich DER hit der cd. getragen von wunderschönen melodien entfaltet sich der refrain in beste h-vocals mit seinem unglaublichen technischen können und genügend emotionalität, um fish endgültig vergessen zu machen. hier zeigen marillion einmal mehr, zu welch fettem, aber trotzdem transparenten sound sie fähig sind. wunderschön."beyond you" ist hs persönlichstes stück - lange zeit (bis zur letzten tour) konnte er es nach eigenen angaben einfach live nicht singen... leider und völlig überflüssigerweise in mono aufgenommen, kommt trotzdem genau dieses feeling durch. man kann sich nur schwer dem verzweifelten schluchzen entziehen. noch ein schauerüberdenrücken-song.
"king" bildet den wuchtigen abschluß. die gefahren des ruhms, kurt cobain und elvis bilden hier das themengerüst, an denen entlang sich eine klaustrophobie und schließlich auch ein lärm aufbaut, den man bis in den kleinen zeh spüren kann. wieder mal ist vor allem mosley in hochform, und auch h wandert mit seiner stimme in gefilde, die anderre nicht mal denken können...
fazit: AoS ist eines der besten marillion-alben. dicht, dicht, dicht und (für normalsterbliche nicht-proggies) schwer zugänglich, aber lohnenswert
Rezension: Thomas Thielen
die platte nach "brave" wurde natürlich mit größtem argwohn und höchsten erwartungen im fanlager erwartet. nach der künstlerisch richtungsweisenden, aber finaziellen desaströsen konzept-platte sollte AoS sowohl geld einspielen als auch von den fans geliebt werden: gefährliche gratwanderung für jede band, eigentlich fast unmöglich in den 90er jahren im prog.
AoS war nicht der kommerzschocker, den man sich vorgenommen hatte, aber wenn es auch musikalisch nicht ein solcher marillion-meilenstein wie "brave" ist, ist es doch eine atmosphärisch dichte und stilistisch ambitionierte cd.
"gazpacho" eröffnet mit ungewohntem uptempo-beat. interessant und für 90er-jahre-marillion ungewöhnlich, wie hier in - zugegeben rudimentärer - polyrhythmik 4/4 (dr) und 6/4 (rest) ineinander zu einem richtigen mithüpfstück verwurschtelt werden. zumindest am anfang, denn nach einem poppigen loshüpfsong stoppt man den fluß und knüpft ein anderes riff in anderer stimmung (böse, böse, zeigefinger!) und leicht anderem tempo dran. an sich ist das schon sehr unelegant, aber wenn dann dasselbe NOCHMAL passiert, wird es kompositorischer unsinn. schade für das stück. NB: marillion haben bei nachfolgenden touren ein einsehen gehabt, und den letzten teil einfach weggelassen...
"cannibal surf babe" ist einfach cool, beach boys, sommer und zynismus. einer der besten texte von h überhaupt gepaart mit für marillion höchst unkonventioneller musik. ein renner für mich, müll für viele andere fans.
"beautiful" ist die single. netter popsong, schöne melodie, einfach naiver text mit ein paar äußert gebrochenen behandlungen des gewählten metrums. hätte auch gut auf "holidays in eden" gepaßt."afraid of sunrise" ist ein ganz auf atmosphäre ausgerichteter song, der vor allem durch den belebten baß von trewavas und das besen-schlagzeug von mosley auffällt. ein paar schöne steigerungen geben ihm genügend abwechslung mit, ohne den flow zu zerreissen."out of this world" ist nun ein riesenhighlight. die lyrics werden richtig persönlich und entfernen sich weit von den schwülstigen, klischee-verseuchten tiraden, die h sonst manchmal verbricht, und inmitten dieser ruhigen, ganz von soundkaskaden bestimmten songscape versteckt sich eines der schönsten gitarrensoli, die mr rothery je gespielt hat. gänsehaut kommt spätestens auf, wenn h danach seine vocals halb haucht, halb stirbt. der schluß besteht aus einem keyboardklangteppich mit allerlei samples und drumrum - nichts für ungeduldige, aber für die intensität der stimmung absolut toll."afraid of sunlight" ist als titelsong natürlich DER hit der cd. getragen von wunderschönen melodien entfaltet sich der refrain in beste h-vocals mit seinem unglaublichen technischen können und genügend emotionalität, um fish endgültig vergessen zu machen. hier zeigen marillion einmal mehr, zu welch fettem, aber trotzdem transparenten sound sie fähig sind. wunderschön."beyond you" ist hs persönlichstes stück - lange zeit (bis zur letzten tour) konnte er es nach eigenen angaben einfach live nicht singen... leider und völlig überflüssigerweise in mono aufgenommen, kommt trotzdem genau dieses feeling durch. man kann sich nur schwer dem verzweifelten schluchzen entziehen. noch ein schauerüberdenrücken-song.
"king" bildet den wuchtigen abschluß. die gefahren des ruhms, kurt cobain und elvis bilden hier das themengerüst, an denen entlang sich eine klaustrophobie und schließlich auch ein lärm aufbaut, den man bis in den kleinen zeh spüren kann. wieder mal ist vor allem mosley in hochform, und auch h wandert mit seiner stimme in gefilde, die anderre nicht mal denken können...
fazit: AoS ist eines der besten marillion-alben. dicht, dicht, dicht und (für normalsterbliche nicht-proggies) schwer zugänglich, aber lohnenswert
Rezension: Thomas Thielen
bioggio - 16. Dez, 13:44