Sylvan's - Posthumous Silence

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Sylvan sind eine deutsche Progressive Rock-Band aus Hamburg. Sylvan existieren unter diesem Namen seit 1997.

Die Gründung durch die Brüder Söhl und Matthias Harder geht allerdings schon auf 1990 zurück, wo sich die Drei unter Namen "Temporal Temptation" zusammentaten. Ende 1990 wurde die Band in "Chamäleon" umbenannt. 1995 stiess der charismatische Sänger Marco Glühmann zu der Band. Unter dem Namen "Chamäleon" nahm die Band erste Demos auf, die bereits Ur-Versionen von Titeln enthielten, die später auf dem Debut-Album "Deliverance" von Sylvan landen sollten. Sylvan begannen als Neoprog-Band haben sich aber im Laufe ihrer Veröffentlichungen von diesem Stil ein ganzes Stück entfernt. Inzwischen spielen sie eine eigenständige Mischung aus Neoprog, (New) Art Rock, melodischer Rockmusik, Alternative, Pop usw.



Das fünfte Studioalbum von Sylvan ist ein Konzeptalbum. Die Hamburger glänzten schon immer mit langen, epischen Songs und so beschlossen sie dieses Mal die Linie von Epen wie "Encounters", "Artificial Paradise" oder "Given - Used - Forgotten" zu einem kompletten Album in diesem Stil weiterzuführen.

Damit ist klar, die elegische, atmosphärische, ausladende, verspielte, dramatische Seite der Band dominiert dieses Album. Damit einher geht eine stärkere Betonung der Tasten, denn es gilt viele Stimmungen auszuloten, viele Gefühle zu untermalen und viel Raum zu füllen. Sowas kann schnell schiefgehen, aber Volker Söhl nutzt den Raum den er bekommt mit durchaus filigraner Feinarbeit. Alles mit Keyboard-Kitsch zuzukleistern ist seine Sache (glücklicherweise) nicht und damit erstickt das Album auch nicht am Tasten-Overkill.

Ausserdem treffen die Keyboards nicht nur auf elegische, oft todtraurige Gitarren, sondern auch auf deren heftig riffende Bruderschaft (hier ja im wahrsten Sinne des Wortes ;-)), die in einigen Songs deutliche Ausrufezeichen in Richtung progmetallische Anklänge setzen. Diese Gegensätze sorgen für Dynamik und machen einen Großteil der Faszination des Albums aus. Ergänzend dazu setzt Gastmusikerin Stefanie Richter mit gefühlvollen, traurigen Cellotönen immer wieder Gänsehaut-Akzente.

Die Farbigkeit und der Tiefgang der Arrangements wird darüberhinaus noch durch die profunde Bassarbeit und das solide Schlagzeug unterstrichen, die ein mehr als stabiles Rhythmusfundament legen. Darüberhinaus kann gerade der Bass mit einigen ungewöhnlichen Linien überraschen.

Sylvan kreieren wieder moderne, sinfonische Rockmusik, die sich auf den Flügeln des New Artrock mit einigen heftigen Ausflügen direkt in die Herzen der Hörer bohrt. Die Wurzeln der Band im Neoprog werden mit einigen Bombaststellen nicht verleugnet, aber es klingt niemals hohl oder platt. Die modernen Elemente, die den Vorgänger "X-Rayed" erweiterten, werden fortgeführt, was insbesondere für die Melodieführung der Gitarre gilt. Sprachsamples und ähnliche Einlagen stärken den Konzeptcharakter.

Aber das Ganze ist weit mehr als die Summe seiner Teile, dies gilt für dieses Album ganz besonders. Es sind nicht die musikalischen Einzelleistungen, die letztlich den Wert von "Posthumous Silence" bestimmen. Wir erleben die Geschichte eines Vaters, welcher dem Leben seiner verstorbenen Tochter in ihrem Tagebuch nachforscht. Zu Lebzeiten war ihm seine Tochter fremd geworden und er hatte niemals ihre Nöte und Ängste verstanden. Nöte und Ängste, die sie vielleicht in den Tod trieben? Dies bleibt offen. Er will nun aber endlich verstehen... die Verzweiflung über die späten, zu späten, Erkenntnisse ist spürbar, wie auch die Leiden und die Zerrissenheit der Tochter. Die Emotionalität des Albums ist einfach ergreifend. Die Gedanken des Vaters sind in kurzen Zwischenspielen dargestellt, während die langen Stücke die Auszüge aus dem Tagebuch der Tochter wiedergeben.

Trotz allem macht es einem "Posthumous Silence" nicht einfach. So ein sperriger Brocken Musik und Text will natürlich erst einmal erobert werden. Aber nach einigen Durchläufen öffnen sich Ohren und Herz für dieses Gesamtwerk.



Sylvan gelingen dabei auf "Posthumous Silence" ein paar ihrer besten Kompositionen, die nur nicht so direkt ins Ohr stechen, weil sie sich perfekt ins das Albumkonzept einfügen. "In Chains", "Forgotten Virtue", "Questions" und "Answer To Life" sind ganz starke Einzeltitel, die auch für sich bestehen könnten. Gerade das mitreißend-dramatische "In Chains" und das melodische "Answer To Life" fordern geradezu die Repeat-Taste heraus. "Answer To Life" besticht insbesondere durch einen Ohrwurm-Refrain, der beweist, dass man sowas auch völlig unpeinlich 'rüberbringen kann. Aber wie gesagt: Das Ganze zählt hier, so wirkte der Song "Posthumous Silence", der das Album beschliesst, als er vorab auf dem eclipsed-Sampler erschien, reichlich verloren und deplatziert. Aber hier, an der richtigen Position im Gesamtkunstwerk, wächst der Song und verbreitet eine Atmosphäre finaler Verzweiflung, aus der aber auch Hoffnung erwächst... Es ist nie zu spät, die Dinge zum besseren zu wenden, für einen Neuanfang. Welch' ein Abschluß!

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