Dredg - Catch Without Arms
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Das Luftschiff ist gelandet. Dredg sind zurück von der Oberstübchenreise durch Okzident und Orient, zu der sie 1998 mit "Leitmotif" aufgebrochen waren. Mit dem Majordebüt "El Cielo" traumwandelte die Band wie eine Arche Noah im Stumpfsinn der Musikberieselung vorbei an leeren Opern, in denen die Musik niemals verebbt. Überflog nächtliche Winterlandschaften, bizarre Wüstendünen und berauschende Flussdeltas. Öffnete Augen, Herz und Geist. Nun haben Dredg wieder festen Boden unter den Füßen.
Die vier Kalifornier bauen 2005 keine brüchigen Progrock-Monolithen mehr, sondern überaus eingängige Popsongs. So viel Ohrwurm wie im Titelstück war noch nie: Gitarre, Bass, Drums und ein schüchternes Piano bereiten den Grund für das hochfrequente Organ Hayes', Strophe und Refrain stehen artig nebeneinander, alles wirkt wohl sortiert. Auch inhaltlich, denn die Platte entpuppt sich als kleines Meisterstück in zwei diametral entgegengesetzten Akten.
Paradebeispiel: das Alkoholproblem des Sängers. In "Zebraskin" sitzt das Teufelchen auf Hayes' vor Trunkenheit wackeliger Schulter, während er in "Hung Over On A Tuesday" auf den Rat des Engelchens hört und schwört, nie wieder einen Tropfen anzurühren.
Die rockigeren Momente kommen aber trotz textlicher Introspektive nicht zu kurz. "Ode To The Sun" preist das Himmelsgestirn mit der so Dredg-typischen Slidegitarre und einer Inbrunst, die zucken macht vor Freude. Bei "Tanbark" darf Drummer Dino mal so richtig die Hi-Hat verprügeln und Gavin am Ende den Schreihals raushängen lassen. "Jamais Vu" ist dagegen ganz und gar nicht erdig, sondern in Liedgut gegossene Atmosphäre voll entrückter Schönheit. Ähnlich esoterisch geht es auch im vorgezogenen Schlussstück "Sang Real" zu, in dem Hayes über Tod, Seele und Universum reflektiert.
Am Ende hat die reinigende Waschstraße namens "Catch Without Arms" seelische Altlasten abgespült und den Sound ordentlich zurecht gestutzt. Herausgekommen ist dabei das mit Abstand persönlichste und melodiöseste Werk. Die exaltiertesten Popmomente ("Spitshine", "Planting Seeds") prahlen gar vor A-ha-Erlebnissen - und stellen die wenigen Schwachstellen der Platte. Insgesamt schmeckt aber auch das Destillat des bisherigen Soundkosmos unverwechselbar nach Dredg. Ob der Zauber als Konzentrat die Halbwertzeit des Vorgängers erreicht, bleibt abzuwarten.

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Das Luftschiff ist gelandet. Dredg sind zurück von der Oberstübchenreise durch Okzident und Orient, zu der sie 1998 mit "Leitmotif" aufgebrochen waren. Mit dem Majordebüt "El Cielo" traumwandelte die Band wie eine Arche Noah im Stumpfsinn der Musikberieselung vorbei an leeren Opern, in denen die Musik niemals verebbt. Überflog nächtliche Winterlandschaften, bizarre Wüstendünen und berauschende Flussdeltas. Öffnete Augen, Herz und Geist. Nun haben Dredg wieder festen Boden unter den Füßen.
Die vier Kalifornier bauen 2005 keine brüchigen Progrock-Monolithen mehr, sondern überaus eingängige Popsongs. So viel Ohrwurm wie im Titelstück war noch nie: Gitarre, Bass, Drums und ein schüchternes Piano bereiten den Grund für das hochfrequente Organ Hayes', Strophe und Refrain stehen artig nebeneinander, alles wirkt wohl sortiert. Auch inhaltlich, denn die Platte entpuppt sich als kleines Meisterstück in zwei diametral entgegengesetzten Akten.
Paradebeispiel: das Alkoholproblem des Sängers. In "Zebraskin" sitzt das Teufelchen auf Hayes' vor Trunkenheit wackeliger Schulter, während er in "Hung Over On A Tuesday" auf den Rat des Engelchens hört und schwört, nie wieder einen Tropfen anzurühren.
Die rockigeren Momente kommen aber trotz textlicher Introspektive nicht zu kurz. "Ode To The Sun" preist das Himmelsgestirn mit der so Dredg-typischen Slidegitarre und einer Inbrunst, die zucken macht vor Freude. Bei "Tanbark" darf Drummer Dino mal so richtig die Hi-Hat verprügeln und Gavin am Ende den Schreihals raushängen lassen. "Jamais Vu" ist dagegen ganz und gar nicht erdig, sondern in Liedgut gegossene Atmosphäre voll entrückter Schönheit. Ähnlich esoterisch geht es auch im vorgezogenen Schlussstück "Sang Real" zu, in dem Hayes über Tod, Seele und Universum reflektiert.
Am Ende hat die reinigende Waschstraße namens "Catch Without Arms" seelische Altlasten abgespült und den Sound ordentlich zurecht gestutzt. Herausgekommen ist dabei das mit Abstand persönlichste und melodiöseste Werk. Die exaltiertesten Popmomente ("Spitshine", "Planting Seeds") prahlen gar vor A-ha-Erlebnissen - und stellen die wenigen Schwachstellen der Platte. Insgesamt schmeckt aber auch das Destillat des bisherigen Soundkosmos unverwechselbar nach Dredg. Ob der Zauber als Konzentrat die Halbwertzeit des Vorgängers erreicht, bleibt abzuwarten.
bioggio - 27. Jun, 12:47
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