A Perfect Circle - Thirteenth Step

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Infos:
Und wieder krabbeln eklige Insekten herum, und Alien-Mutationen sabbern durch die Gegend. Zum zweiten Mal feiert der Tool-Ableger das Hässliche, Kranke, Morbide. Doch anders als Tool meiden A Perfect Circle weitgehend Gitarrengewitter. Lieber setzen die Progressive-Perfektionisten auf den dynamischen Gegensatz von meterhohem Schwulst und Opulenz im Minimalismus. Dabei streifen sie immer wieder hymnische Popmelodien, die dann mathematisch genau von Muckertum erstickt werden. Diesmal ist der Zugang etwas leichter als beim Debüt "Mer De Noms". Sein Haustier muss man nicht zwingend opfern. Trotzdem spielt man "Thirteenth Step" am besten in feuchten Kellern - und verliebt sich schon bald unsterblich in die Melodiekadaver des Pathetikers Maynard James Keenan.

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Man kann sich keine bessere Einleitung vorstellen. Die minimalistischen Gitarrenstrukturen, die einem aus "The Package" entgegen flirren, gehören zum Lieblichsten, was ich je gehört habe. Der Kauf der Platte hat sich eigentlich schon dann gelohnt, wenn Keenan zu den ersten Zeilen anhebt. Und wieder absenkt und wieder anhebt und ein endloses Auf und Ab auf seiner Stimmbandachterbahn fährt. Wenn sein Organ verbissener wird, und sich die Gitarre in ein sägendes Monster verwandelt, dann hält der Song das Versprechen aus seinem Titel: die volle Packung und zwar auf die Zwölfe!
Komisch aber, dass ein Vollgassong "Weak And Powerless" heißen kann und keineswegs so klingt. Es verwundert nicht, dass dieser vorab zur Singleauskopplung wurde. Ein catchy Mitgröhl-Chorus und eingängig explodierende Gitarrenhooks mit Potenzial zum Indie-Gassenhauer. Und trotzdem ganz und gar nicht der übliche Hitverdächtige.

Gefühlsmäßig bewegt sich diese Platte im selben Stadium wie The Cure zu "Faith" oder "Seventeen Seconds"-Zeiten. Gerade die Gitarrenarbeit bei "The Noose" erinnert in ihrer Grundstimmung an diese Vorbilder. Aber auch der sperrige Bass von "Gravity" könnte eher von Simon Gallup stammen, als von Mansons Twiggy Ramirez.

Das Erstaunlichste aber ist die produktive Hochform, in der sich Maynard Keenan bewegt. Nicht allein seiner überwältigenden stimmlichen Präsenz ist diese außergewöhnliche Platte zu verdanken, nein auch seinem (bei Tool geübten) Gespür als ausführender Produzent.

Durch den Einsatz von Industrial-Gitarren ("Pet") verweigert man sich weder der härteren Gangart, noch scheut man den parallelen Einsatz von spacig-verträumten Keyboardflächen. Das Potenzial von APC liegt aber eindeutig in der virtuosen Kombination der Stilmittel, was diese Platte zu einem außergewöhnlichen Wechselbad der Gefühle macht. Zorn und Wut werden zu Poesie, Romantik verschmilzt mit Melancholie, Gier vereinigt sich mit Sehnsucht. Vorbereitung auf braune Blätter und Nieselregen. Der Herbst kann kommen.

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